Gestagen | kombiniertes Östrogen | Risiko pro Jahr | |
1. Generation | Norethisteron | Ethinylestradiol | 5-7 von 10.000 |
2. Generation | Levonorgestrel | Ethinylestradiol | 5-7 von 10.000 |
3. Generation | Norgestimat
Gestoden Desogestrel Etonogestrel |
Ethinylestradiol | 5-8 von 10.000
9-12 von 10.000 14 von 10.000 6-12 von 10.000 |
4. Generation |
Drospirenon
Cyproteronacetat
Dienogest*
Nomegestrol**
Chlormadinonacetat
|
Ethinylestradiol
*Qlaira: Estradiolvalerat
**Zoely: Estradiol
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9-12 von 10.000
14 von 10.000 8-11 von 10.000 Risiko unklar Risiko unklar |
Legende:
geringstes Risiko – 6 von 10.000 Frauen erleiden innerhalb eines Jahres eine Thrombose
Risiko unklar – vermutlich höher
höhstes Risiko – bis zu 14 Frauen von 10.000 Frauen erleiden eine Thrombose pro Jahr
Die Pille Qlaira ist ein Vierphasenpräparat mit dem Gestagenwirkstoff Dienogest und enthält das Östrogen Estradiolvalerat
Das Risiko ist vor allem im ersten Jahr der Anwendung erhöht!
Bisher wurde immer angenommen, dass bei kombinierten Pillen allein die Menge des enthaltenen Östrogens (meistens Etinylestradiol) für das Thromboserisiko verantwortlich ist. Die Östrogendosis wurde im Laufe der Zeit immer weiter reduziert und neue Gestagene entwickelt. In den letzten Jahren gerieten nun aber auch zunehmend die neueren Gestagenwirkstoffe der dritten und vierten (Antiandrogenen) Generation unter Verdacht, der Auslöser für Schlaganfälle, Thrombosen und Embolien zu sein.
2 von 10.000 Frauen die keine Hormone nehmen und keine weiteren Risikofaktoren haben und nicht Schwanger sind erleiden eine Thrombose.
6 von 10.000 Frauen die Pillen der 2. Generation mit dem Gestagen Levonorgestrel, Norgestimat oder Norethisteron nehmen, erleiden innerhalb eines Jahres eine Thrombose. Das Risiko erhöht sich demnach bereits um das dreifache zu Frauen die nicht hormonell verhüten.
Bei Pillen der 3. und 4. Generation ist das Risiko um das sechs- bis siebenfache höher zu Frauen die nicht hormonell verhüten.
Die Pillen Qlaira und Zoely werben mit sogenannten ’natürlichen Hormonen‘.
Die Pille Zoely ist in den USA wegen Sicherheitsbedenken noch nicht zugelassen und von der EMA als schlechter eingestuft worden, als drospirenonhaltige Pillen, welche ein eh schon 2-3 fach höheres Risiko haben als Pillen der 2. Generation. Bereits 2012 wies das Arzneimitteltelegramm daraufhin und riet von der Einnahme ab. Auch der TK Pillenreport4 von 2015 warnt vor der Einnahme von Zoely (auch aufgrund weiterer unerwünschten Nebenwirkungen) und rät zu Pillen der 2. Generation.
Der Barmer GEK Arzneimittelreport2 warnte 2011 weiterhin auch vor kombinierten Pillen mit Dienogest (z.B. Valette), Etonogestrel (z.B. Nuvaring) sowie auch vor einem rein gestagenhaltigen Präparat (ohne Östrogen) mit Desogestrel, wie die Cerazette, die auch oft stillenden Müttern verordnet wird.
Welche Pille kann nun empfohlen werden?
Die sicherste Option in Bezug auf das VTE Risiko (das Risiko für venöse Thromboembolien) ist eine Pille nur mit einem Gestagen, also ohne Östrogen (ein sogenanntes Monopräparat) oder dem Gestagen Levonorgestrel, Norgestimat oder Norethisteron plus sehr niedrig dosiertem Östrogen (< 0,03 mg Etinylestradiol) 3; 4
Anmerkung: Es gibt eine reine Gestagenpillen zum Beispiel die 28mini (ohne Östrogen) nur mit Levonorgestrel, welche aber nicht den Eisprung verhindert und immer genau zur gleichen Zeit eingenommen werden muss.
Auf unserer Seite findest du eine Auflistung aller Pillenpräparate, unterteilt nach Ihrem Gestagen.
Weitere zusätzliche Faktoren erhöhen das Risiko erheblich!
Das Risiko für thromboembolische Ereignisse ist im ersten Jahr der Anwendung am Größten. Kommen aber weitere Risikofaktoren hinzu, kann das Risiko um ein Vielfaches ansteigen.
Diese können sein:
- Rauchen
- Alter
- Bluthochdruck
- Vorausgegangene Thrombosen / Embolien
- (Genetische) Familiäre Vorbelastung (z.B. Faktor V Leiden Mutation)
- Leberschäden
- Übergewicht (BMI > 30)
Vor allem die genetische Vorbelastung wird von den Gynäkologen vor dem Verschreiben der Pille oft nicht abgeklärt, obwohl z.B. die Faktor V Leiden Mutation der am meisten verbreitetste Gendefekt in unserer Bevölkerung ist. Man merkt so eine Veranlagung meistens nicht. Diese Vorbelastung steht aber einer hormonellen Kontrazeption entgegen und kann das Risiko um ein erhebliches Maß erhöhen.
Kläre daher dringend die familiäre Vorbelastung ab (Thrombosen, Schlaganfälle, Embolien, Herzinfarkt – hat die Oma/Opa Blutverdünner nehmen müssen?) und bespreche die Situation mit deinem Arzt. Ein einfacher Bluttest kann dir darüber Auskunft geben!
Frag auch deinen Arzt, warum er dir gerade diese Pille verschreiben will und wie hoch das Thromboserisiko eingeschätzt wird.
Achten auf mögliche Anzeichen wie starke Kopfschmerzen (Thrombose im Kopf), Schwellung der Beine, Atemprobleme, Rückenschmerzen, Abgeschlagenheit und viele anderen Anzeichen.
Informieren dich auch über nicht hormonelle Verhütungsmethoden!
Quellen:
1 BfArM, Drospirenonhaltige orale Kontrazepriva (z.B. Yasmin) – Aktualiserung der Produktinformation zum Risiko venöser Thromboembolien
FDA, Birth Control Pills Containung Drospirenon: Label Change Products may be associated with a higher risk for blood clots
2 GEK Arzneimittelreport 2011 Langfassung,
Infografik (Seite 5) Top 20 der meist verkaufsten Antibabypillen
3 IWW Institut Das Risiko hängt vom Präparat ab
BMJ, Vlieg A et al.: The venous thrombotic risk of oral contraceptives, effects of oestrogen dose and progestogen type: results of the MEGA case-control study. BMJ 2009; 339: b2921
BMJ, Lidegaard Ø et al.: Hormonal contraception and risk of venous thromboembolism: national follow-up study. BMJ 2009; 339: b2890