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Protest und Rede von deutschen und französischen Pillen-Opfern
Entschädigung wie in den USA gefordert / „Bayer muss Verantwortung übernehmen!“
Mehrere Frauen aus Deutschland und Frankreich, die nach der Einnahme von Antibabypillen des Konzerns Bayer schwere Gesundheitsschäden erlitten, werden bei der Aktionärs-Hauptversammlung von Bayer am 26. April in Köln anwesend sein. Mitglieder der Selbsthilfegruppe Drospirenon Geschädigter (SDG, www.risiko-pille.de) und der Association des victimes d´embolie pulmonaire (AVEP,www.avep-asso.org) fordern, dass der Konzern auf die Opfer der Pillen der 3. und 4. Generation zugeht, Verantwortung für seine Produkte übernimmt und Antibabypillen mit erhöhtem Thromboserisiko vom Markt nimmt. Außerdem fordern sie, dass Bayer nicht nur in den USA Zahlungen leistet, sondern ebenfalls europäische Opfer entschädigt.
Die Geschädigte Felicitas Rohrer von der SDG: „Es ist für uns nicht länger hinnehmbar, dass BAYER die amerikanischen Opfer entschädigt, sich aber in Europa weigert, Verantwortung für exakt dieselben Pillen zu übernehmen.“ Rohrer hat bereits im Mai 2011 Klage gegen Bayer auf Schadensersatz und Schmerzensgeld eingereicht. Der Konzern ist bis heute zu keiner Zahlung bereit. In den USA hingegen vereinbarte Bayer mit rund 5.000 Anspruchsstellerinnen Vergleiche über eine Milliarde Dollar.
Kathrin Weigele von der SDG, die eine Lungenembolie erlitt und rechtliche Schritte gegen den Konzern eingeleitet hat, wird auf der Hauptversammlung am Freitag eine Rede vor den Aktionären und dem Bayer-Vorstand halten. Mitglieder der SDG und der AVEP stehen auch vor der Kongresshalle für Pressefragen zur Verfügung.
Allein in Nordamerika kam es zu mindestens 190 Todesfällen durch drospirenonhaltige Antibabypillen. In Deutschland liegt die Zahl der Todesopfer bei derzeit 18. In den vergangenen Monaten gerieten die Antibabypillen der 3. und 4. Generation immer mehr in Negativ-Schlagzeilen. Nachdem Bayer in den USA Entschädigungszahlungen an Opfer geleistet hat, ohne jedoch eine Haftung anzuerkennen, klagte im Januar 2013 erstmals eine Krankenkasse gegen Bayer: Die größte Schweizer Krankenkasse CSS verlangt das Geld für Behandlungskosten für Geschädigte der Pille zurück. Es folgte eine Klagewelle in Frankreich, infolgedessen dort das Bayer-Präparat Diane 35 vom Markt genommen wurde. Zurzeit berät die europäische Arzneimittelagentur EMA in London über die Gefährlichkeit der Diane 35 und Pillen mit ebenfalls erhöhtem Thromboserisiko. Ein europaweites Verbot dieser Pillen ist nicht ausgeschlossen. Im Hinblick darauf hält es die SDG für unverantwortlich, dass Bayer weiterhin drospirenonhaltige Pillen vertreibt.
Die Pillen Yasmin, Yasminelle, Yaz, Aida und Petibelle mit dem Wirkstoff Drospirenon haben ein höheres Thromboserisiko als ältere Pillen der 2. Generation mit dem Wirkstoff Levonorgestrel, wie Studien aus Dänemark, den Niederlanden und den USA belegen. Die Herstellerfirma Bayer weist diese Ergebnisse zurück und begründet dies mit eigen finanzierten/initiierten Studien, die kein erhöhtes Thromboserisiko drospirenonhaltiger Pillen aufzeigen. Der Bayer-Konzern machte mit drospirenonhaltigen Antibabypillen im vergangenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 1,05 Milliarden Euro. In der jüngsten Bilanz hatte Bayer rund 1,2 Milliarden Euro für Rechtsstreitigkeiten zurückstellen müssen, die Summe übersteigt den Versicherungsschutz.