Pille: |
Minette (Wirkstoff: Chlormadinonacetat)
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Anmerkungen der SDG: |
Uns liegen derzeit keine ausreichenden Studien über
diesen Wirkstoff vor. Ob ein höheres Thromboserisiko zu
Pillen der 2. Generation vorliegt, ist daher nicht
abschließend geklärt. Erfahre mehr
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Einnahmedauer: | 3 Monate |
Symptome: |
Luftnot, schnelle Erschöpfung
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Nebenwirkungen: | Beidseitig ausgedehnte Lungenembolie |
Raucher: | Nein |
Übergewicht: | Nein |
Meine Erfahrungen:
Darüber, dass man durch die Einnahme der Pille sterben kann, habe ich mir keine Gedanken gemacht, als ich das Thema Verhütung mit meiner Frauenärztin besprach. Angesprochen auf die möglichen Nebenwirkungen sagte sie, dass die möglichen Nebenwirkungen ein „zu vernachlässigendes Risiko“ darstellen. Da ich nicht übergewichtig bin und war, auch damals drei bis vier Mal die Woche Sport trieb und noch nie geraucht habe, sah sie keinen Risikofaktor, den es auf mich anzuwenden galt. Da ich mir unsicher war, suchte ich noch das Gespräch mit einer Apothekerin. Angesprochen auf Thrombosen als mögliche Nebenwirkung der Pille, erwiderte sie, dass Thrombosen solche extremen Schmerzen bereiten, dass man diese gewiss merkt. Die Probleme begannen circa einen Monat nach der Einnahme der Pille. Trotzdem ich immer intensiver trainierte, verschlechterten sich meine Laufzeiten zunehmend. Auch geringe Alltagsbelastungen, wie zum Beispiel Treppensteigen (ich wohnte zu der Zeit im 4. Stock) oder einkaufen gehen, verlangten mir fast alles ab und ich war danach unglaublich erschöpft. In Situationen mit wenig Luft, wie z.B. in einem vollbesetzten Bus oder in engen vollbesetzten Seminarräumen, hatte ich das Gefühl zu ersticken. Als ich meine Hausärztin aufsuchte und ihr davon erzählte, vermutete diese Panikattacken, da es mir an der frischen Luft ja besser ging. Sie empfahl Entspannung und eine Trainingspause. Vielleicht sei ich auch einfach übertrainiert und bekäme deswegen so schnell Erschöpfungszustände. Ich hielt mich an ihre Empfehlungen und dennoch wurde es nicht besser. So suchte ich erneut nach zwei Wochen die Ärztin auf.
Sie empfahl mir abermals Entspannung. Wenn das Problem nicht in den Griff zu kriegen sei, müsste ich darüber nachdenken psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sie nahm weder Blut ab, noch bestimmte sie irgendwelche anderen Werte. Ich verließ die Ärztin und zweifelte ernsthaft an mir selber. War ich zu überlastet und hatte Panikattacken in geschlossenen Räumen? Ich machte mir weitere zwei Wochen Gedanken darüber und entschied mich im dritten Monat nach der Pilleneinnahme noch einmal die Praxis meiner Hausärztin aufzusuchen. Diese wird von zwei Ärztinnen geführt und dieses Mal hatte ich Kontakt zu der anderen Ärztin. Ich erklärte ihr, dass ich keinerlei Paniksymptome habe, sondern einfach in Situationen, in denen es keine ausreichende Luftzufuhr gibt, das Gefühl habe zu ersticken. Außerdem hatten sich meine Laufzeiten in den vergangenen Wochen zunehmend verschlechtert und um meine Wohnung im 4. Stock zu erreichen, brauchte ich inzwischen gut 5-6 Minuten. Endlich hörte mir jemand zu. Sie nahm Blut ab. Zwei Tage später die Auswertung: Ein Wert war unnormal, sodass ich sofort zu einer Lungenszintigrafie gehen sollte. Dann ging alles ganz schnell: Bei der Lungenszintigrafie stellte man eine ausgedehnte beidseitige Lungenembolie fest. Die Praxis rief den Notarzt und dieser brachte mich ins Krankenhaus, wo ich die nächsten zwei Wochen blieb. Ein Satz, den der Notarzt zu mir sagte, werde ich nie vergessen: „Dass Sie noch leben, können Sie als achtes Weltwunder verbuchen.“ Ich hatte wahnsinniges Glück, denn das mir die Hausärztin zwei Monate lang nicht geglaubt und mich wieder weg geschickt hat, hätte mich das Leben kosten können. Hätte mich die Frauenärztin darüber aufgeklärt, dass eine Lungenembolie eine realistische Nebenwirkung der Pille ist, hätte ich die bewusste Möglichkeit gehabt mich für ein anderes Verhütungsmittel zu entscheiden. Hätte mich die Frauenärztin über die Symptome der Lungenembolie aufgeklärt, hätte ich diese gekannt und keine Zeit damit verbracht mir einreden zu lassen, dass meiner Luftnot ein psychisches Problem zugrunde liegt. Zeit, die mich mein Leben hätte kosten können. Wenn ich etwas aus der Sache gelernt habe, dann das man auf seinen Körper und Geist hören und sie ernst nehmen muss. Auch habe ich gelernt, wie lebenswichtig es ist und sein kann, seine Rechte einzufordern und sich für sich selbst einzusetzen. Wir bezahlen Krankenkassenbeiträge und so können wir meiner Meinung nach erwarten, dass Ärzte uns ernst nehmen, dass sie uns umfassend aufklären und über alternative Wege beraten. Der Umgang mit der Pille darf nicht mehr so leichtfertig geschehen, denn ein leichtfertiger Umgang mit ihr fordert Leben. Er hätte mein Leben fordern können. Ich bin lebenslang auf Marcumar als Blutverdünner angewiesen und habe sämtliche Einschränkungen und Nebenwirkungen zu ertragen. Doch ich hatte Glück. Ich lebe. Viele andere nicht mehr. Wir sind kein „zu vernachlässigendes Risiko“ und keine „bedauerlichen Einzelfälle“!!!!!