Pille: | Valette (Wirkstoff: Dienogest) |
Anmerkung der SDG: | Uns liegen derzeit keine ausreichenden Studien über den Wirkstoff Dienogest vor. Ob ein höheres Thromboserisikozu Pillen der 2. Generation vorliegt ist daher nicht abschließend geklärt, wird aber vermutet. |
Einnahmedauer: | 2 Wochen |
Symptome: | Kopfschmerzen, Ziehen im Bein und Leiste, Rückenschmerzen |
Nebenwirkung: | Lungenembolie |
Raucher: | Ja |
Übergewicht: | Nein |
Meine Erfahrungen:
Ich habe mit 23 das erste mal die Pille genommen, da ich zum ersten Mal mit meinem damaligen Freund sexuell aktiv wurde. Zu dem Zeitpunkt habe ich auch geraucht und das nicht wenig. Um mich zu schützen, habe ich meinen Gynäkologen aufgesucht, um mir eben die Pille verschreiben zu lassen. Schon nach der ersten Einnahme habe ich Kopfschmerzen bekommen, links und rechts in der Schläfe. Paracetamol hat dagegen geholfen. Ich habe die Schmerzen schon als Nebenwirkung wahrgenommen, empfand dies nur nicht als so schlimm.
Nach einigen Tagen habe ich dann ein Ziehen im linken Bein verspürt, dies habe ich nicht als Symptom wahrgenommen. Ich dachte, ich hätte mich nachts verlegen. Das Ziehen reichte vom Fuß bis in den Bereich des Hinterns. Nach einiger Zeit hatte ich dann das Ziehen auch in der Leiste und Bikinizone. Danach wurde es richtig merkwürdig. Ich hatte einen Schmerz vorne in der Unterleibsgegend, jedoch fühle es sich so an als ob sich ein Knochen des Steißbeines gelöst hätte und nach vorne auf die Organe drücken würde. Es fühlte sich wirklich so an, als hätte ich einen losen Knochen im Körper. Und hab ich versucht es abzutasten, kam ich nicht ran.
Furchtbar. Und ab da wurde es auch immer schlimmer. Sitzen ging nicht mehr, wenn ich dann saß, ging das Aufstehen nicht mehr, gehen war schwer und vom Liegen will ich gar nicht berichten. Der Schmerz des Steißbeines war plötzlich das kleinste Problem, als dann die Rückenschmerzen anfingen. Ich dachte, ich würde immer schlecht liegen, deshalb hätte ich die Schmerzen. Wer würde auch darauf kommen, dass es die Lungenflügel sind, die sich weiten und auf die Wirbelsäule wie auf die Rippen drücken. Erst da wurde ich aktiv.
Ich ging zum Arzt. Der hat mich zum Röntgen geschickt. Es war ein Freitag. Am darauf folgenden Dienstag sollte ich kommen um das Ergebnis zu erhalten. Ich muss dazu sagen, dass ich in dieser ganzen Zeit weiter geraucht habe und die Pille weiter genommen habe. Montag Abend hatte ich meine letzte Zigarette (bis heute). Dienstag morgen bin ich aufgestanden und mir war schon sehr komisch. Anders als sonst. Für gewöhnlich frühstückte ich immer und rauchte danach eine. Beides ging nicht. Ich hab mich einfach angezogen und bin los.
Auf dem Weg fühlte ich mich ganz komisch, gar nicht beschreibbar, weil es mit nichts vergleichbar ist. Das Stechen in der Leiste fing wieder an, verschwand aber wieder plötzlich. Ich wunderte mich noch. Ich hab es ca. 150 m weit geschafft, das ist die Embolie ausgebrochen.Auf offener Straße. Es machte ungelogen plötzlich in meiner Körper einen lautes ‚Bong‘ und ich blieb stehen. Nichts ging mehr. Mein Herz raste, ich hätte einen sehr starken Druck auf der Brust und Schmerzen, Atemnot, verlor die Wahrnehmung. Weitergehen ging nicht. Aber klar denken konnte ich noch. Ich verstand nicht, was gerade mit mir passiert. Ich realisierte nur, okay, das ist nicht normal. Das ist jetzt was Ernstes! Lungenembolie kannte ich nicht. Ich hatte doch nur Rückenschmerzen. Wie konnte das also sein, dass das jetzt passiert. Ich versuchte weiterzulaufen, mit jeden Schritt ging es mir schlechter. Ich dachte, ‚vielleicht muss ich was essen‘ und quälte mich in die nächste Bäckerei. Ein Schoko-Croissant machte es nicht besser.
Der Arzt war nicht weit weg. Da angekommen, lag ich schon fast auf der Rezeption. Ich sagte, dass es mir sehr schlecht geht. Mein Herz rase und ich bekäme keine Luft. Egal, Wartezimmer. Als ich saß, realisierte ich langsam, es geht um mein Leben. Da ging es mir sich schon ein wenig besser. Als der Arzt kam machte er ein EKG, nichts. Ergebnisse des Röntgens: alles Super. Ich sagte das es es mit aber sehr schlecht geht, man sähe das doch. Man rief mir KEINEN Krankenwagen, man schrieb mir eine Überweisung ins Krankenhaus.
Ich also zur nächsten Bushaltestelle und habe vermutlich bis heute die schlimmste Busfahrt meines Lebens gehabt (und ich war einmal davor und einmal danach noch in Busunglücke verwickelt). Mit dem bisschen Leben in mir habe ich mich in die Notaufnahme gequält, wo man ziemlich schnell die richtige Diagnose gestellt hat und mein Leben noch rettete. CT, Intensiv, Überwachungstation, Marcumar, bga… Ich hab das ganze Paket erhalten. Meine Überlebenschancen lagen bei 40%. Ich hab grad noch die Kurve gekriegt.
Ich musste damals nach meiner Entlassung noch 6 Monate Marcumar nehmen, war unter ärztlicher Aufsicht, mal ganz zu schweigen von den Thrombosestrümpfen, die ich tragen musste. Nach einer Enduntersuchung stellte sich dann die Krankheit heraus: Ich leide unter einem Gendefekt Namens Faktor-V-Leiden Mutation, eine Form der Blutgerinnungsstörung und APC-Restistenz. Ich nehme nun regelmäßig den Blutverdünner Xarelto. Mir geht es soweit gut und auch wenn meine Geschichte sich sehr tragisch anhört, hat sich mein Leben zum positiven geändert. Man muss nur stark bleiben und kämpfen. Es darf einen nicht kontrollieren, man muss es im Griff haben. Dann lebt man ein schönes Leben. 🙂