Pille: | Yasmin |
Wirkstoff: | Drospirenon |
Einnahmedauer: | 2,5 Jahre |
Symptome: | Kurzatmigkeit, Stechen in der Brust, Erschöpfung, Beklemmung |
Diagnostiziert: | Pulmonalarterienembolie, Beinvenenthrombose |
Raucher: | Nein |
Übergewicht: | Nein |
Mein Erfahrungsbericht:
Vorgeschichte/Verlauf:
Mein Gynäkologe verschrieb mir als Therapie meiner starken Menstruationsbeschwerden die Pille. Nach einer längeren Pillenpause begann ich deshalb im Dezember 2010 wieder mit der Einnahme von Yasmin im Langzeitzyklus. Im Mai 2013 bemerkte ich erste körperliche Beschwerden, wie z.B. Verspannungen im Rücken, Stechen und/oder Enge in der Brust, Kurzatmigkeit, Erschöpfung und Schwindel sowie im weiteren Verlauf eine schwer fassbare, unterschwellige Angst und Beklemmung. Die ersten Anzeichen für Kurzatmigkeit fielen mir im Fitnessstudio und beim täglichen Fahrradfahren zur Arbeit auf. Später litt ich sogar beim Sprechen und bei allerkleinsten Bewegungen an starker Kurzatmigkeit, Herzrasen und Schweißausbrüchen. Ich dachte aber zu keinem Zeitpunkt an eine Thrombose oder Lungenembolie.
Zu Beginn führte ich diese Beschwerden vorwiegend auf Stress, Wirbelsäulenprobleme und meine Pollenallergie zurück. Vor allem, da ich schon seit längerer Zeit Nichtraucherin und auch sportlich aktiv war, habe ich bei meinen Beschwerden überhaupt nicht an ein erhöhtes Thromboembolierisiko durch die Pille gedacht. Rückblickend erinnerte ich mich aber daran, dass ich einige Wochen vor der Diagnose im Garten ein Beet angelegt und in hockender Haltung mehrere Stunden direkt in der Sonne gearbeitet habe. Nach einigen Insektenstichen am Knöchel ist dieser stark angeschwollen und wurde auch heiß. Zuerst dachte ich an eine allergische Reaktion auf die Insektenstiche, allerdings glaube ich im Nachhinein, dass dies sehr wahrscheinlich bereits ein Symptom der Beinvenenthrombose war.
Diagnose:
Als die Kurzatmigkeit und die Beklemmungen in der Brust immer schlimmer wurden, habe ich zuerst meinen Hausarzt aufgesucht. Dieser überwies mich für eine nähere Abklärung zum Internisten. Da die Beschwerden aber immer schlimmer wurden ging ich direkt in die Notaufnahme. Nach langer Wartezeit wurde dann von einer jungen, aufmerksamen Ärztin die Diagnose relativ rasch gestellt: Sie ordnete auf Grund meiner Vorgeschichte eine Untersuchung der D-Dimere an. Da der Wert bei mir sehr stark erhöht war, wurde zur Diagnosesicherung eine Computertomografie der Lunge gemacht, in der die beidseitig ausgeprägte Pulmonalarterienembolie sichtbar wurde. Ich wurde sofort stationär aufgenommen und musste für einige Tage strikte Bettruhe einhalten. Zur Vorbeugung weiterer Thrombosen/Embolien wurde ich medikamentös mit Heparin, Infusionen und längerfristig mit Xarelto behandelt. Die bereits vorhandenen Gerinnsel würde der Körper lt. den Ärzten selbst auflösen bzw. abkapseln.
Nach einem stationären Aufenthalt von ca. 1 Woche wurde ich mit nur wenigen Informationen bzgl. des Krankheitsbilds, der Therapie und der Prognose entlassen. Ich wusste nur, dass die Regeneration längere Zeit dauern würde. Da ich nach wie vor sehr schwach war und mich extrem hilflos fühlte, wollte ich in der Nachbetreuung bei niedergelassenen Ärzten nähere Informationen einholen, machte aber die Erfahrung, dass ich auch dort nicht die Klarheit bekam, die ich mir erhofft hatte.
Genesung/Nachsorge:
Ich war ca. 4 Wochen im Krankenstand und habe dann wieder langsam zu arbeiten begonnen. Zum Glück hatte ich in der ersten Genesungszeit tatkräftige und liebevolle Unterstützung zu Hause, da der Alltag für mich allein nicht zu bewältigen gewesen wäre. Zu Beginn erschöpften mich ganz normale Tätigkeiten (Aufstehen, Duschen, Spaziergänge, leichte Hausarbeit,…) noch so stark, dass ich mich danach immer gleich wieder für einige Zeit hinlegen musste. Die Genesung verlief anfänglich aber sehr rasch: Ich wurde täglich ein bisschen leistungsfähiger. Nach einigen Monaten als meine Lunge die Gerinnsel aufgelöst hatte wurde es auch mit der Kurzatmigkeit merklich besser. In der ersten Zeit quälten mich sehr viele Ängste und Unklarheiten. Deshalb war ich öfters bei niedergelassenen ÄrztInnen bzw. auch im Krankenhaus zur Abklärung suspekter Symptome. Ich habe viel bei den Fachpersonen nachgefragt und mich darüber hinaus auch selbständig informiert.
Inzwischen habe ich ein gutes Gleichgewicht zwischen einer Überreaktion und einer adäquaten Aufmerksamkeit auf die Signale meines Körpers gefunden. Ein Jahr danach war ich für meine Verhältnisse schon wieder sehr fit und konnte meinen Alltag gut bewältigen. Meistens war ich recht leistungsfähig und auch etwas Sport war schon wieder möglich. Es gab nach wie vor noch schlechte Tage, an denen ich mich nicht so gut fühlte(es zwickt oder schmerzt hier und da, gelegentlich habe ich auch noch Atembeschwerden und/oder Erschöpfung und ich bin z.B. auch sehr wetterfühlig geworden), aber die guten Tage überwogen. Und es wurde immer noch spürbar besser! Jetzt (über zwei Jahre danach) gibt es sehr, sehr selten solche schlechten Tage. Ich bin sportlicher denn je und mache Yoga, gehe Laufen und viel Wandern/Bergsteigen. Für die langfristige Behandlungsplanung wurde ich auf eine Gerinnungsambulanz überwiesen, wo nach einem Jahr auch ein Thrombophilie-Screening gemacht wurde, um Risikofaktoren zu erheben. Bei den genetischen Tests hat sich gezeigt, dass ich eine MTHFR-Mutation heterozygot (C677T) habe. Diese Mutation kann zu erhöhten Homocystein-Werten führen, die wiederum ein Risiko für Blutgerinnsel darstellen. Wenn ich aber darauf achte, dass ich ein gutes Ergänzungspräparat (B-Vitamine, inkl. Metafolin) einnehme, dann sinken meine Homocystein-Werte in den Normbereich.
Den Blutgerinnungshemmer (Xarelto) konnte ich in Absprache mit den Gerinnungsspezialisten und nach reiflicher Überlegung nach etwa einem Jahr Einnahmedauer absetzen. Mir ging es vor allem darum Medikamentennebenwirkungen zu vermeiden, auch weil es zu Xarelto aktuell auch noch keine Langzeitstudien diesbezüglich gibt. Ab nun muss ich nur in Risikosituationen eine medikamentöse Thromboembolieprophylaxe einsetzen (Heparinspritzen). Außerdem trage ich tagsüber konsequent Kompressionsstrümpfe und achte auf ausreichend Bewegung, viel Flüssigkeit und eine gesunde Ernährung. Ich bin inzwischen schon wieder richtig sportlich geworden, aber es braucht viel Geduld (!!!) in der Genesungszeit. Es hat sich durch die Erkrankung sehr viel für mich verändert. Ich habe einiges aus dieser schwierigen Erfahrung gelernt und weiß nun viele Dinge im Leben wieder mehr zu schätzen. Seitdem höre ich genauer auf meinen Körper und meine Bedürfnisse, ich kümmere mich aktiv um meine Gesundheit und natürlich werde ich nie wieder hormonell verhüten.
Hilfreich für mich in der Bewältigung war unter anderem diese englischsprachige Seite http://www.clotspot.com/, der Austausch mit Fachpersonen und vor allem mit anderen Betroffenen (im persönlichen Kontakt sowie übers Internet/Facebook).
Ich hoffe, dass durch neue Informationen und Gesetze sowie vermehrte Bewusstseinsbildung (sowohl auf Verbraucherebene als auch auf Ebene der medizinischen Fachkräfte) vielen Frauen diese negative Auswirkung der Pille zukünftig erspart bleiben wird.