Pille: | Maxim |
Wirkstoff: | 2 mg Dienogest , 0,03 mg Ethinylestradiol |
Einnahmedauer: | 4 Monate |
Symptome: | Krampfhafte Schmerzen in der Wade, Ruhe Schmerzen, welcher beim hinunter hängen des Beines besser wurde, weiße Zehen, unaufhaltsame Schmerzen unter Belastung |
Diagnostiziert: | Periphere arterielle Verschlusserkrankung/ Durchblutungsstörung |
Raucher: | Nein |
Übergewicht: | Nein |
Mein Erfahrungsbericht:
Es war im Oktober 2016 bei einem Training meiner Tanzgruppe. Ich zeigte einen Schritt und hatte plötzlich das Gefühl einen Krampf in meiner rechten Wade zu haben. Dabei habe ich mir natürlich keine Gedanken gemacht, was noch hinter den Schmerzen stecken kann und wie es sich rausstellte- auch steckte.
Nachdem ich den von mir damals als Krampf betitelten Schmerz spürte, setzte ich mich sofort hin und versuchte ihn raus zu massieren. Als Fußballerin ist einem ein Krampf schließlich nicht unbekannt. Allerdings sind diese Schmerzen einfach nicht besser geworden.
Auch Zuhause, als ich meiner Mutter den Vorfall geschildert habe, hatte ich mir noch keine weiteren Gedanken gemacht. In der Nacht wurden meine Schmerzen allerdings so unaufhaltsam, dass ich nur mit Schmerztabletten schlafen konnte. Stellte aber beim Aufstehen immer wieder fest, dass dadurch die Schmerzen geringer wurden. Legte ich mich wieder ins Bett, erhöhten sich die Schmerzen enorm.
Ich beschloss am nächsten Tag zu meinem Hausarzt zu gehen- die erste Diagnose: Muskelfaserriss, 6 Wochen kein Sport und dann wieder langsam einsteigen. An diese Verordnung hielt ich mich. Aber schon beim ersten Fußballtraining nach der Pause, stellte ich innerhalb weniger Minuten fest, dass irgendetwas nicht stimmte. Ich hatte das Gefühl, meine Zehen nicht mehr zu spüren und als ich in die Umkleidekabine ging, um nachzusehen, waren meine Zehen am rechten Fuß komplett weiß. Ich brach das Training ab und ging duschen. Nach dem Duschen waren meine Zehen wieder rosig gefärbt und man hätte meinen können, das nie etwas gewesen ist. Ich allerdings wusste, dass irgendetwas in meinem Körper gerade nicht stimmt.
Wieder ging ich zum Arzt und zeigte ihm mein Bild, was ich an diesem Abend nach dem Training von meinen Zehen gemacht habe und schilderte weiterhin, dass meine Beschwerden in der Wade nicht besser wurde. Daraufhin hat auch mein Arzt gemerkt, dass das sehr untypisch ist und nannte mir Nummern von Angiologen. Ich zögerte nicht und schnappte Zuhause sofort das Telefon. Die Antworten aus den Gesprächen waren allerdings ernüchternd- der schnellstmögliche Termin wäre im April nächsten Jahres gewesen. Also 6 Monate später. Mit diesen Antworten war ich nicht einverstanden aber nahm es erstmal so hin- Bis die Schmerzen noch schlimmer wurden als vorher schon. Ich konnte nur noch kurze strecken ohne Beschwerden laufen und musste oftmals stehen bleiben bzw. sehr langsam laufen. Meine Mutter zögerte nicht, rief bei meinem Hausarzt an und dieser wiederum bei einem Angiologen. Und siehe da: ich soll sofort vorbeikommen!
Das habe ich auch gemacht. Ich wurde von oben bis unten durchgecheckt, der Arzt hat mich zu familiären Vorerkrankungen und der Annahme der Pille befragt. Ich hatte nur 4 Monate zuvor, aufgrund von sehr schlechte Haut, von meiner Frauenärztin eine andere Pille verschrieben bekommen. Nach dem Aufenthalt beim Angiologen sollte ich sofort mit meiner Frauenärztin reden, ein MRT mit Kontrastmittel machen lassen und ASS100 nehmen.
Noch am selben Tag rief ich bei meiner Frauenärztin an und sollte die Pille sofort absetzen- was ich machte. Auch den Termin fürs MRT bekam ich vergleichsweise schnell. Nachdem dieses gemacht wurde und ich die Bilder sah, habe selbst ich als Laie gesehen- Da stimmt etwas gewaltig nicht!
Ich brachte die Bilder zu meinem zuständigen Angiologen, welcher mich erneut untersucht hat und sich bei mir, nachdem er sich die Bilder angeschaut hat, melden wollte. Ein paar Tage später bekam ich den Anruf und meine Welt zerbrach. Ich sollte, es war mittlerweile Mitte Dezember, zu einer Katheteruntersuchung ins Krankenhaus kommen. Dem ging ich nach. Allerdings war man sich bei meinem stationären Aufenthalt plötzlich nicht mehr so sicher was ich habe. Das Ende vom Lied war, dass ich wohl um eine Operation nicht drumrum komme. Ich wurde soweit für die Operation vorbereitet, durfte allerdings über das Wochenende noch einmal heim.
Am 19.12.2016 war es dann soweit. Die Ärzte Operierten mein Bein mit einem sogenannten Venenpatch. Sie entfernten die betroffene Arterie und entnahmen mir eine Vene, aus der sie die Arterie nachformten. Die OP verlief gut, allerdings wesentlich länger als geplant. Noch am gleichen Tag sollte ich aufstehen, um das Bein zu belasten. Bis auf, dass mein Kreislauf nicht mitspielte, hatte ich dabei auch kaum Probleme. In der Nacht vom 20. auf den 21.12.2016 bekam ich allerdings so starke schmerzen, dass ich nachts weinend meine Mutter anrief und nicht mehr weiter wusste, weil die Krankenschwester nichts taten außer mir immer mehr Schmerzmittel zugeben. Als dann morgens der Arzt dazukam, schickte er mich erst zur Katheteruntersuchung und sprach dann sofort eine Notoperation wegen eines postoperativem Kompartmentsyndrom aus. Bei dieser Not-Op wurde meine Wade im Längsschnitt geöffnet und für eine Woche offen gelassen. Der Hintergrund hierzu ist, dass bei einem Kompartmentsyndrom der Muskel anschwillt. Dem wirkt man mit der Öffnung entgegen. Ich lag dann zwei Tage auf der Intensivstation. Und da wurde mir klar: Weihnachten verbringe ich im Krankenhaus. Etwas, was für mich nicht einfach war. Meine Familie hat das Beste daraus gemacht. Wir waren, aufgrund von der Krankheitsgeschichte meiner Schwester, schon geübt im Weihnachten feiern bei Krankenhausatmosphäre.
Nachdem dann meine Wade mittels einer dynamischen Naht verschloßen wurde, durfte ich über Silvester auf eigene Faust heim, musste allerdings am nächsten Tag wieder im Krankenhaus sein. Auf den Kompromiss hatte ich mich gern eingelassen. Durch die Öffnung meiner Wade wurde wahrscheinlich ein Nerv geärgert, weshalb ich nach der Op mein Fuß nicht mehr heben konnte- eine sogenannte Peroneus-Pares oder auch Fußheberschwäche. Mit viel Willen und Therapie war dies aber nach einem dreiviertel Jahr fast vollständig behoben.
Wie geht es mir heute damit:
Noch heute kann ich meiner Leidenschaft- dem Fußballspielen nicht mehr nachgehen, da ich unter sportlicher Betätigung Schmerzen in der Wade bekomme. Selbst bei schnellem Gehen merke ich noch eine, für mich große, Einschränkung. Ich Tanze seit dem, mache Zumba und Yoga. Alles aber immer nur bis zu meinem Schmerzpunkt und versuche so die Bildung von Gefäßabzweigungen (Kapillaren) anzuregen.
Außerdem muss ich sehr wahrscheinlich mein Leben lang Blutverdünnung nehmen (ASS100 und Coumadin). Ich bin weiterhin bei Angiologen in Behandlung aber keiner kann mir genau sagen, woher es kam, nur, dass die Pille dies alles nicht begünstigt habe. Meine Frauenärztin streitet den Vorwurf, dass die Pille der Auslöser war ab.