Pille: | Nuvaring |
Wirkstoff: | 0,120 mg Etonogestrel 0,015 mg Ethinylestradiol pro 24 Stunden |
Einnahmedauer: | 1,5 Jahre |
Symptome: | keine Kraft und Schmerzen im gesamten Oberkörper |
Diagnostiziert: | beidseitige Lungenarterienembolie |
Raucher: | Ja |
Übergewicht: | Nein |
Mein Erfahrungsbericht:
Am Tag meiner (ersten?) Embolie hatte ich meine Zwillingsschwester besucht, die ich nicht so oft um mich habe, weil sie in einer anderen Stadt studiert. Wir haben am Abend vorher auf dem Sofa gesessen, bis in die Nacht hinein geredet und sind spät schlafen gegangen.
Ab irgendeiner Uhrzeit in der Nacht bin ich aufgewacht – wieder eingeschlafen – habe mich umhergewälzt, die ganze Zeit mit dem Gefühl, einen Stein auf der rechten Brust liegen zu haben. Dann am frühen Vormittag bin ich endlich aufgewacht, aber konnte nicht aufstehen. Ich hatte einfach keine Kraft und Schmerzen in meinem gesamten Oberkörper.
Meine Schwester hat eine ganz weiche Matratze, mit der sie schon sehr oft Probleme mit dem Kreuz bekommen hat (es war aber ein teures Geschenk, deswegen kann sie sie nicht einfach wegschmeißen). Mein Rücken, meine Rippen, alles tat mit weh, deswegen sind wir dummerweise davon ausgegangen, dass ich mir wohl in der Nacht einen Nerv eingeklemmt hatte.
Meine Oma hatte an dem Tag Geburtstag, deswegen wollten wir uns mit unseren Eltern treffen und zu ihr fahren, also schluckte ich die Schmerzen hinunter und machte mich mit meiner Schwester auf den Weg. Der Weg war schon schlimm genug. Ich musste mich alle 20 Meter auf den Boden setzen, weil ich einfach zu schwach war, weiterzulaufen. Als mein Papa mich gesehen hat, sagte er: „Wir fahren sofort ins Krankenhaus!“ Aber ich wehrte mich energisch dagegen.
Mit 16 war ich schon mal zwei Wochen im Krankenhaus, inklusive Fast-Sterben und fünfstündiger OP, deswegen war das eine unglaublich schreckliche Vorstellung für mich, trotz der Schmerzen. Irgendwann konnten sie nichts mehr sagen, kauften mir die Geschichte mit dem Nerv ab und wir sind zu dem Geburtstag meiner Oma gefahren, den ich schweigend überstanden habe.
So dumm es klingt, danach bin ich einfach wieder nach Hause gefahren. Ich wollte mir einfach nicht eingestehen, dass es etwas Schlimmeres war, weil ich einfach unglaubliche Angst vor Krankenhäusern und Ärzten habe. Dazu kommt, dass ich mit meinem Freund eine Italienreise geplant hatte, nach einer sehr anstrengenden Zeit für ihn, die ich ihm nicht wegnehmen wollte.
Bei meinem Freund angekommen, haben wir erstmal die Reise verschoben und zwei oder drei Tage abgewartet, ob es besser wird. Oh Mann, wie dumm das im Nachhinein klingt…
Dann eines Nachts (zweite?) wieder das selbe Spiel: aufwachen, umherwälzen und am Morgen mit einem noch größeren Druck aufwachen, diesmal aber auf der linken Brust. An diesem Morgen konnte ich weder Schmerzen runterschlucken, noch mir irgendetwas einreden, ich lag einfach nur noch im Bett und habe geweint, weil jede Sekunde einfach nur höllische Schmerzen verursacht hat und keine Kraft mehr da war, mich überhaupt aufzusetzen.
Mein Freund hat Fieber gemessen: 40 Grad. Und hat mich zum Arzt gefahren (getragen), dann zum Radiologen und wieder zurück. Die Diagnose: LungenENTZÜNDUNG. Die Geschichte ist nämlich leider noch nicht vorbei.
Meine Ärztin hat mir Antibiotika mitgegeben, zum oral einnehmen, für sieben Tage. Das habe ich gemacht und es ging mir tatsächlich etwas besser. Nach einer Woche also wieder Röntgen mit dem Ergebnis: die Flecken auf der Lunge sind noch genauso groß wie vorher, ab ins Krankenhaus. Tatsächlich habe ich mich immer noch dagegen gewehrt, obwohl ich nur noch hechelnd atmen konnte.
Im Krankenhaus wurde ich weiter nach der Diagnose Lungenentzündung behandelt, diesmal aber intravenös mit Antibiotika. Mir ging es aber mit jeden Tag schlechter und schlechter. Ich konnte keine Nacht schlafen, weil ich aus Luftmangel immer wieder hochgeschreckt bin.
Der Gesamtschlaf die ersten drei Tage waren vielleicht zwei Stunden. Als ich das den Schwestern in der ersten Nacht gesagt habe, haben sie mir eine Spritze mit Beruhigungmittel/Schmerzmittel? in den Bauch gejagt, die aber nichts gebracht hat, außer einem riesigen Bluterguss mit noch mehr Schmerzen. Also habe ich die Klappe gehalten.
Die zweite Nacht weiß ich noch besonders gut, da habe ich mit einer alten Frau im Zimmer gelegen, die mit mir zusammen vor Schmerzen gestöhnt hat. Sie hat geflüstert: „Oh Gott, es ist so schlimm“ und ich habe geantwortet: „Das ist die schlimmste Nacht meines Lebens“ und gemeinsam haben wir dann gedacht, dass wir sterben müssen.
Das es nicht besser wurde, hat irgendwann auch die Ärzte gewundert, deswegen ordneten sie am dritten Tag eine Lungenspiegelung an, bei dem Blut mit aus der Lunge kam…also Empfehlung: Thorax-CT.
Und endlich, nachdem ich fast drei Wochen mit einer einseitigen und dann mit einer beidseitigen Lungenembolie durch die Gegend gelaufen bin, kam die richtige Diagnose (beidseitige Lungenarterienembolie mit begleitendem Pleuraerguss links und keilförmigem Infiltrat in beiden Lungenlappen). Ich wurde auf die Kardiologische verlegt und man hat mir Blutverdünner gespritzt, und ENDLICH war da kein Stein mehr auf meiner Brust.
Nach zwei Tagen konnte ich wieder aufstehen.
Ja, das Ende der Geschichte ist, dass alle sehr irritiert waren, wie ich es geschafft hatte, so lange herumzulaufen. Sie haben dann noch alles mögliche mit mir angestellt, zum Beispiel ein MRT, um zu sehen, ob sonst auch alles gut ist und weil meine Leberwerte von den ganzen Medikamenten erhöht waren. Und sie haben mir die hormonelle Verhütung für immer verboten.
Achja….Sie wollten unbedingt von mir hören, dass mein Bein vorher wegen der Thrombose angeschwollen war, weil es für sie wohl die Norm ist (war es nicht…darauf kann man nicht vertrauen!)
Sonst habe ich mich daraufhin in anderthalb Wochen im Krankenhaus (Danke, Lisa!) und drei Wochen Reha wieder erholt.
Wie geht es mir heute damit:
Heute geht es mir gesundheitlich eigentlich wieder richtig gut.
Ich wurde bei einer Gerinnungsambulanz vorgestellt, die nochmal mein Blut untersucht haben. Es kam dabei heraus, dass die Thrombosewahrscheinlichkeit bei mir nicht genetisch ist, das heißt, die Wahscheinlichkeit , dass es das Zusammenspiel aus Pille und Rauchen war, ist sehr hoch.
Ich kann nicht mehr richtig lange tauchen, weil ich dann immer Panik bekomme. Und ich habe manchmal Angst, alleine lange Strecken zu fahren. Es sind also mehr die psychischen Schäden, die bleiben.