Pille: | Femikadin 30 |
Wirkstoff: | 0,15 mg Levonorgestrel, 0,03 mg Ethinylestradiol |
Einnahmedauer: | 10 Monate |
Symptome: | starke, plötzliche Kopfschmerzen, Benommenheit |
Diagnostiziert: | Sinusvenenthrombose |
Raucher: | Nein |
Übergewicht: | Nein |
Mein Erfahrungsbericht:
An einem Freitagvormittag im August 2014 bekam ich wie aus dem Nichts plötzlich starke Kopfschmerzen. Es war als wenn irgendwas in meinem Kopf „geknackt“ hatte und direkt danach hatte ich stechende Schmerzen im ganzen Kopf, sodass ich mich erst einmal hinsetzen musste. Ich dachte mir dann dass es wohl das Beste wäre mich ins Bett zu legen und zu versuchen ein bisschen zu schlafen. Als die Schmerzen auch nach einiger Zeit nicht besser wurden und auch an Schlaf nicht zu denken war nahm ich eine Schmerztablette.
Die Schmerzen kamen mir zwar schon ungewöhnlich vor, gerade weil ich sonst nie Probleme damit hatte, aber ich redete mir ein dass es schon bald besser werden würde. Zudem hatte ich noch Pläne für den Abend, die ich nicht absagen wollte, also warf ich noch 2 weitere Schmerztabletten ein.
So zog sich der Tag hin bis zum Abend und weil die Schmerzen immer noch unverändert stark waren entschloss ich mich meine Hausärztin aufzusuchen. Diese legte mir dann eine Aspirin-Infusion, welche endlich zumindest etwas Linderung brachte. Sie ermahnte mich allerdings dazu, dass wenn die Kopfschmerzen wiederkommen würden, ich zu Abklärung ins Krankenhaus fahren sollte.
Naja, die Schmerzen waren erst mal fast weg und so ging ich abends noch mit meinen Freunden aus.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte konnte ich mich vor Schmerzen kaum rühren und ich war mir sicher, dass diese nicht von dem bisschen Alkohol kamen den ich in der letzten Nacht noch getrunken hatte. Ich bat also meine Mutter, die sich schon reichlich Sorgen machte, zur Apotheke zu fahren um mir stärkere Schmerzmittel zu besorgen.
Kurze Zeit später kam sie wieder, allerdings mit leeren Händen. Die Apothekerin hatte ihr keine Medikamente für mich verkaufen wollen, nachdem meine Mutter von meinen Beschwerden erzählt hatte. Die Apothekerin hatte außerdem eindringlich geraten mich schnellstmöglich ins Krankenhaus zu bringen.
Mir war zu diesem Zeitpunkt mittlerweile alles egal, ich wollte nur dass diese Schmerzen aufhörten.
Meine Mutter rief dann im nächsten Krankenhaus an und schilderte einem Arzt die ganze Geschichte. Auch er meinte ich sollte schnell ins Krankenhaus gebracht werden, und zwar direkt in eins, das auf neurologische Fälle spezialisiert ist.
Sie packte also meine nötigsten Sachen zusammen und schickte meinen Vater mit mir in das 50 min entfernte Krankenhaus.
Angekommen wurden dann einige neurologische Untersuchungen gemacht, die ich mehr oder weniger über mich ergehen ließ. Bei der Nervenwasserentnahme musste ich mich dann schlussendlich auch noch übergeben, nachdem ich den ganzen Tag nicht einen Bissen gegessen hatte.
Ich wurde dann also stationär aufgenommen und mit reichlich Schmerzmitteln versorgt. Ich war glücklich endlich in einem Bett zu liegen und erträgliche Schmerzen zu haben.
Übers Wochenende fanden keine weiteren Untersuchungen statt. Erst am Montagmorgen kam ich ins MRT.
Als ein paar Stunden später die Visite mit der Nachricht kam, dass ich eine Sinusvenenthrombose hätte, die durch die Pille, die ich seit nicht mal einem Jahr nahm verursacht wurde, brach ich in Tränen aus. Ich wusste nicht was das für mich zu bedeuten hatte, ich konnte nicht verstehen was die Pille damit zu tun hatte und meine Familie war eine Stunde Fahrt entfernt.
Nachdem der Arzt mir ein Mittel zur Beruhigung gegeben hatte, erklärte er mir, dass ich „einen großen Schutzengel“ hätte. Denn wenn ich nicht die Schmerzen gehabt hätte, welche eigentlich untypisch für dieses Krankheitsbild sind, wäre es früher oder später zu einer Hirnblutung gekommen. Und dann wäre es wahrscheinlich zu spät gewesen.
Ich wurde dann also auf Marcumar eingestellt, welches ich ein halbes Jahr nehmen sollte. Zusätzlich musste ich noch einige Untersuchungen wie Hirnstrommessungen, Ultraschall der Hirnvenen und anderes über mich ergehen lassen, um weiteres auszuschließen.
Meine Familie und mein Freund waren täglich bei mir, wofür ich wirklich dankbar bin, denn die meiste Zeit der nachfolgenden Woche war mit mir nicht viel anzufangen. Die meiste Zeit hatte ich Schmerzen und war irgendwie „Benommen“. Auch nachdem ich nach 14 Tagen aus dem Krankenhaus endlich entlassen wurde hatte ich fast täglich mit Kopfschmerzen zu kämpfen. Diese plagten mich fast für das ganze nächste halbe Jahr bis sie allmählich weniger wurden und heute nur noch selten auftreten.
Ich hatte die Pille seit nicht mal einem Jahr genommen und auch nie damit gerechnet, dass sie solche Nebenwirkungen verursachen könnte. Klar stehen die Nebenwirkungen auf dem Beipackzettel, aber welches junge Mädchen, deren ganzen Freundinnen die Pille ohne Probleme nehmen nimmt das schon ernst? Sie sollte ja auch nur verhüten und wenn möglich noch eine reine Haut und schöne Haare machen. Vielen ist nicht bewusst, dass die Pille ein Medikament und kein Lifestyleprodukt ist und genau so sollte sie auch vermarktet werden. Es müsste viel mehr Wert darauf gelegt werden, dass die Frauen, die die Pille nehmen auch verstehen, was diese mit ihrem Körper anstellt. Kaum jemand weiß, welche Vorgänge dadurch beeinflusst werden und was da im Körper wirklich passiert. Meistens spielt das dann erst eine Rolle wenn es zu spät ist.
Ich muss dazu noch sagen, dass ich nie Probleme mit der Pille hatte (zumindest keine die ich damit in Verbindung brachte). Und Kopfschmerzen bringt man ja auch eigentlich als letztes mit der Pille in Verbindung. Ich kann kaum beschreiben wie dankbar ich bin, dass ich mit einem Schrecken davon gekommen bin und keine Einschränkungen in Kauf nehmen muss. Klar denkt man im ersten Moment die Welt würde untergehen weil man die Pille nicht mehr nehmen darf, aber es gibt sehr gute Alternativen! Und wenn ich jetzt zurückblicke hätte ich mit von vorne herein für eine andere Verhütungsmethode entschieden.
Wie geht es mir heute damit:
Nach dem halben Jahr Marcumar Therapie habe ich ein Kontroll MRT machen lassen, welches zum Glück negativ war. Heute habe ich keine Einschränkungen mehr. Ich werde lediglich ziemlich unruhig wenn ich mal Kopfschmerzen habe.