Pille: | Desirett (Wirkstoff: Desogestrel) |
Anmerkung der SDG: | Desirett ist eine rein-gestanhaltige Pille, also ohne Östrogen mit dem Gestagen Desogestrel. Man geht davon aus, dass diese Pillen das geringste Thromboserisiko haben. Abschließend geklärt ist es aber nicht, da dieses Gestagen noch sehr neu ist. Erfahre mehr |
Einnahmedauer: | ca. 4 Jahre |
Symptome: | Erschöpfung, Kurzatmigkeit, Herzrasen, Erbrechen |
Nebenwirkung: | bds.Lungenembolie, 3 Etagen TBV Thrombose, Herzstillstand |
Raucher: | Nein |
Übergewicht: | Nein |
Meine Erfahrungen:
Angefangen hatte die Geschichte mit plötzlichen starken Schmerzen in der linken Wade. Da ich zu der Zeit in einer Klausurenphase steckte und keine Zeit für Sport gehabt hatte, wusste ich eigentlich sofort, dass es sich um keinen Muskelkater o.ä. handeln konnte. Jedoch hatte mich die Tatsache, dass ich weder eine Schwellung noch ein warmes Bein hatte, davon abgehalten, die Sache allzu ernst zu nehmen. Ich „saß“ sie dann mit wechselnden Methoden aus – mal versuchte ich es mit Wärme, mal mit Kälte. Es half aber nichts. In der Zeit zwischen dem ersten Auftreten der Thrombose und der finalen Ereignisse ging ich ( leider Gottes ) sehr viel arbeiten. Ich musste viel herumlaufen und mich bewegen, wodurch die Sache vermutlich erst richtig ins Rollen gebracht wurde, da sich die Thrombose wohl mit der Bewegung gelöst hatte. Nachdem ich dann insgesamt eine Woche lang mit schmerzendem Bein herumgelaufen war, hörte plötzlich der Schmerz auf und die Kreislaufbeschwerden fingen an.
Da ich aber immer noch in der Klausurenphase steckte und schlichtweg zu gestresst war, um meiner Krankheit viel Bedeutung zu schenken, tat ich sie als Erschöpfung ab, lernte weiter stundenlang am Tisch und ging weiter arbeiten. Tage vergingen und mein Zustand wurde insgesamt schlechter. An manchen Tagen war es besonders schlimm, an anderen wiederum ging es mir besser. Der klassische Fall war es, dass ich zuhause kaum noch die Treppe hochkam. Mittlerweile war ich davon überzeugt, dass irgendetwas gewaltig nicht stimmte. Nach einer weiteren Woche fuhr ich dann aus freien Stücken ins Krankenhaus, nachdem ich total erschöpft und mit einer sehr starken inneren Unruhe nach der Arbeit nach Hause gekommen war. Ich wurde auch direkt stationär aufgenommen, jedoch unter der Annahme, dass ich etwas am Magen hätte, da ich über Schmerzen in der Brust und am Rücken geklagt habe. Jedoch wurde auf meinen Hinweis, dass ich Schmerzen im Bein gehabt hatte, nicht weiter eingegangen. Am nächsten Tag wurde mein Magen gespiegelt und zur Überraschung aller nichts gefunden. Dadurch wurde ich noch unruhiger, da es mir immer noch schlecht ging und es auf der anderen Seite keinen Fund gab. Ich wurde nach Hause geschickt mit dem Hinweis, dass ein paar Blutwerte auffällig wären. Zuhause fing der Albtraum dann an. Ich lag nur noch im Bett und hatte non-stop einen Puls über 130. Sogar vor und nach dem Schlafen sank er nicht. Ich konnte nicht mehr aufstehen, nichts mehr essen und nur mit Hilfe auf Toilette gehen. Jedoch versuchte ich mir immer noch ein wenig einzureden, dass ich nichts schlimmes hätte, sonst hätten die Ärzte mich ja nicht entlassen. Doch die Tatsache, dass ich nach weiteren zwei Tagen ein Schatten meiner selbst gewesen bin, zwang mich dazu noch einmal einen Arzt aufzusuchen. Ich entschloss mich dazu, mich zu meinem Hausarzt fahren zu lassen, obwohl die Praxis immer gut besucht d.h. überfüllt ist. Im Nachhinein war das die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Kaum im Wartezimmer angekommen, brach ich vor allen anderen Patienten zusammen und konnte nicht mehr aufstehen, geschweige denn laufen. Ich wurde ans EKG angeschlossen. Ich war völlig am Ende meiner Kräfte, hatte geweint und noch dazu einfach keine Luft mehr bekommen. Nachdem mein Arzt meinen Sauerstoffgehalt im Blut gemessen hatte, ging alles ganz schnell. Es wurde der Notarzt gerufen, als auch der Chefarzt persönlich über mich informiert. Am Telefon hieß es dann akute Lungenembolie oder Herzmuskelentzündung. Danach bekam ich nicht mehr viel von meiner Umgebung mit; ich war anscheinend sehr nah daran gewesen, mein Bewusstsein zu verlieren, und meine Mutter beschrieb mich danach als „lebende Tote“, da ich grau geworden war, meine Lippen sich blau verfärbt hatten und ich starr an die Decke guckte. Im Schockraum musste ich mich dann plötzlich übergeben und wurde direkt zum Ultraschall gebracht. Da kam dann raus, dass mein rechtes Herz 1,5x so groß war wie normal, die Klappe undicht und ganz allgemein das ganze Herz insuffizient. Die Ärzte waren sehr bestürzt und untersuchten direkt mein Bein, in dem sich der Thrombus immer noch befand und mittlerweile knieabwärts die Vene komplett verschlossen hatte. Das CT zeigte dann schließlich, dass der rechte Lungenflügel fast vollständig und der Linke zum Glück nur teilweise verschlossen war. Ab dem Zeitpunkt an galt ich als akuter Notfall und wurde rund um die Uhr beobachtet, durfte weder aufstehen noch mich bewegen. Mein Zustand wurde jedoch nicht besser, dank des bereitgestellten Sauerstoffs sah ich jedoch wieder klarer, aber begriff immer noch nicht wirklich, was wirklich geschah. Aber es stand ab hier an direkt für die Ärzte fest: die Pille ist Schuld an meiner Situation, direktes Absetzen notwendig. In der ersten Nacht passierte dann das, was ich jetzt wohl meinen zweiten Geburtstag nennen darf: Ich wachte auf und das Herzrasen hatte nicht aufgehört. Nachdem ich eine Schwester gerufen und über eine sehr starke innere Unruhe geklagt hatte, die dann in Übelkeit überging, versuchte diese mich noch zu beruhigen mit den Worten „keine Sorge, dein Herz schlägt schon die ganze Nacht so schnell“. Dann kann ich mich nur noch daran erinnern, wie mir eine zweite Schwester eine Brechtüte hingehalten hatte und ich mich zu ihr hinüberbeugte..Letztendlich hatte ich einen Herzstillstand und durch die folgende Thrombolyse sehr starke Blutungen. Die Ärzte, die ab dem Tag an jede Stunde vorbeischauten, sagten mir, dass sie nicht wüssten, wie ich es geschafft hätte, denn ich wäre bereits „von der Schippe gesprungen“. Nachfolgende Komplikationen wie die massiven Blutungen, eine Venenentzündung und Lungenentzündung taten sie selbst dann als nicht „vergleichbar“ ab. Ich lag danach noch sehr lange im Krankenhaus und kämpfe immer noch mit großen Einschränkungen. Besonders die Angst und Panik vor einem Rückfall macht einem zu schaffen, sowie die Blutverdünner und die verlorene Lebensfreude. Nach der ganzen Geschichte konnte ich zum Glück meine Freundinnen davon überzeugen, die Pille abzusetzen.