Pille: | Yasmin |
Wirkstoff: | 3 mg Drospirenon, 0,03 mg Ethinylestradiol |
Einnahmedauer: | 1 Woche |
Symptome: | Atemnot, Unregelmäßiger Herzschlag |
Diagnostiziert: | Beinbeckenvenenthrombose und Lungenembolie |
Raucher: | Nein |
Übergewicht: | Nein |
Mein Erfahrungsbericht:
Es ist Sonntag, der 11. Oktober 2009. Meine Eltern, Schwester und ich sitzen gerade beim Mittagessen. Plötzlich ging es meinem Vater nicht gut (vor einem Jahr hatte er einen Herzinfarkt und litt dadurch an einer Herzinsuffizienz). Er hatte wieder einen Druck auf der Brust und da wir Angst hatten, er könnte wieder was am Herzen haben, hat meine Mutter den Rettungswagen gerufen. Ich bin dann die Treppe hoch gerannt und wollte mich in meinem Zimmer umziehen.
Dabei habe ich so schlimme Atemnot bekommen, dass ich vor Erschöpfung auf den Boden geflogen bin. Zu diesem Zeitpunkt habe ich die Pille Yasmin 1 Woche eingenommen. Und dann lag ich ein paar Minuten auf dem Boden. Der Rettungsdienst war in der Zwischenzeit schon bei uns angekommen und kümmerte sich um mein Vater. Meine Mutter bemerkte aber, dass ich nicht da war und kam zu mir hoch. Sie half mir auf und ein Rettungssanitäter kam zur Hilfe. Als wir die Treppe runter laufen wollten, wurde ich kurzzeitig bewusstlos.
Der Rettungssanitäter und meine Mutter haben mir dann aufgeholfen, als ich wieder zu mir kam.
Ich hab mich dann erst mal auf das Sofa gelegt. Einer der Rettungssanitäter wollte mich unbedingt mit ins Krankenhaus nehmen, ein anderer wollte das nicht. Aber schlussendlich bin ich dann doch mit im Rettungswagen gefahren.
Als ich im Krankenhaus ankam. War das Personal in der Notaufnahme nicht wirklich begeistert, dass ich da war, weil sie der Meinung waren, junge Mädchen können schon mal bewusstlos werden. Als ich aber dann das EKG angeschlossen bekommen habe, hat man schon Unregelmäßigkeiten gesehen. Meine Mutter hat der Ärztin meine Symptome, die ich seit einer Woche hatte geschildert.
(Atemnot und unregelmäßiger Herzschlag). Natürlich waren wir auch schon beim Arzt zuvor. Nur leider hatte meine eigentliche Hausärztin Urlaub, deswegen sind wir zu der Vertretung gegangen. Das war ein fataler Fehler. Da dieser inkompetente Arzt mich überhaupt nicht untersucht hat. Da ich zu diesem Zeitpunkt gerade eine neue Ausbildung begonnen habe, meinte der Arzt meine Symptome wären psychisch bedingt. Völliger Schwachsinn natürlich. Im Nachhinein hätten wir ins Krankenhaus gehen müssen, aber hinterher ist man immer schlauer.
Jedenfalls läuteten bei der Ärztin alle Alarmglocken. Sie hatte den Verdacht, dass ich eine Lungenembolie hatte. Bei mir wurde sofort ein Herzultraschall und ein CT gemacht. Der Verdacht bestätigte sich leider. Ich hatte eine Lungenembolie Stadium 4. Es ging dann alles ziemlich schnell und ich wurde auf die Intensivstation gelegt. Dort bekam ich dann eine sogenannte „Lysetherapie. Vereinfacht ausgedrückt, sollte durch diese Therapie das Blutgerinnsel aufgelöst werden. Aber durch diese Therapie hätte ich auch innere Blutungen bekommen können und dann hätte man mir nicht mehr helfen können. Hätte ich aber diese Therapie nicht bekommen, hätte ich es nicht überlebt. Also hatte ich eine 50/50 Chance das zu überleben.
Nach ein paar Stunden war ich außer Lebensgefahr und war einigermaßen stabil.
Die Ärzte meinten, dass ich großes Glück hatte, es war wirklich sehr knapp. Laut ihnen bin ich halb tot ins Krankenhaus gekommen und wäre ich an dem 11. Oktober noch einmal die Treppe hoch gelaufen, wäre ich gestorben. Durch das Blutgerinnsel wurde mein Herz schon angegriffen und das hätte böse enden können.
Nach ein paar Tagen kam heraus, dass ich zusätzliche eine Beinbeckenvenenthrombose hatte. Diese hat sich innerhalb einer Woche gebildet. Ich hatte keinerlei Symptome. Die Thrombose ist unbemerkt und schleichend in meine Lunge gewandert.
Da ich ja die Pille eingenommen habe und ziemlich schnell Atemnot davon bekommen habe, hab ich mich beim Frauenarzt erkundigt und gesagt was los ist. Mir wurde dann nur am Telefon gesagt, das kommt nicht von der Pille. Dummerweise habe ich diesen inkompetenten Menschen geglaubt und die Pille leider nicht abgesetzt.
Während ich im Krankenhaus war, hat man festgestellt, dass ich einen Gendefekt habe. ( Prothrombin Mutation). Und die Kombination von diesem Gendefekt und die Pilleneinnahme hat dazu geführt, dass ich die Beinbeckenvenenthrombose und Lungenembolie bekommen habe.
Dieser Gendefekt ist kein Einzelfall. Man kann sogar durch eine Untersuchung herausfinden, ob man daran leidet. Ich wurde von meiner Frauenärztin darüber nicht informiert.
Ich war dann 2 Wochen im Krankenhaus und danach 3 Wochen in Reha. Anschließend musste ich dann 1 Jahr lang den Blutverdünner Marcumar nehmen und trage seitdem Kompressionsstrümpfe.
Die Zeit im Krankenhaus war nicht einfach, da ich sehr starke Schmerzen im Bein hatte und auch nicht laufen konnte. In der Reha ging es mir dann ein bisschen besser.
Es dauerte aber ein paar Monate bis ich wieder fit war und es mir gut ging.
In der ganzen Zeit waren meine Eltern und meine Schwester für mich da und ich bin ihnen unendlich dankbar dafür.
Durch diese schlimme Krankheit habe ich gemerkt, wie wichtig Gesundheit und Familie ist.
Wie geht es mir heute damit:
Mir geht es heute gut. Ich habe keine Beschwerden mehr und ich muss auch kein Marcmuar mehr nehmen.
Ich muss mein Leben lang Kompressionsstrümpfe anziehen und wenn ich zu wenig Bewegung habe, wenn ich zum Beispiel krank bin oder eine lange Autofahrt vor mir habe, muss ich Heparin spritzen.
Hi, ich habe gerade deine Geschichte gelesen und es könnte meine sein. Das ist 1:1 der gleiche Fall. Nur dass ich damals zum Glück in der Schule war und alle sofort richtig reagiert haben. Als ich im KH ankam war ich mehr tot als lebendig…
Bei mir wurde aber nie ein Gendefekt entdeckt.
Viele liebe Grüße, ich musste das jetzt einfach mal loswerden.
Jasmin