Pille: | Nuvaring |
Wirkstoff: | 0,120 mg Etonogestrel 0,015 mg Ethinylestradiol pro 24 Stunden |
Einnahmedauer: | 9 Monate |
Symptome: | heftige Schmerzen in beiden Flanken, die in die rechte Schulter zogen sowie massiver, plötzlich aufgetretener Dyspnoe |
Diagnostiziert: | Lungenembolie und Pleuritis/Pleuropneumonie rechts, Oberschenkelvenenthrombose links |
Raucher: | Nein |
Übergewicht: | Ja |
Mein Erfahrungsbericht:
Ich habe damals als Jugendliche (ca. 13/14 Jahre alt) die Pille genommen, sofern ich mit daran erinnern kann, war es die Yasim. Damals schon stöhnte ich über Schmerzen in meinem linken Bein und Fuss. Bin zu unzähligen Ärzten gegangen (Sport-, Orthopäde-, Phlebologen, Psychologen und teils Kliniken) und keiner konnte mir helfen. Es hiesse immer, das Blut staut sich in meinem Fuss und würde die Knochen auseinander drücken und daher kommen die Schmerzen. Mit Ibu 800 waren die Schmerzen gerade so erträglich und konnte wieder leicht meinen Fuss belasten. Man hat das irgendwann so hingenommen, weil kein Arzt mir wirklich die Schmerzen abnehmen konnte oder irgendwie helfen. Was wohl ein großer Fehler war, wie sich später herausstellte.
Mit 20 bin ich dann das erste Mal Schwanger geworden, trotz das ich die Pille genommen habe und mit 21 folgte dann das zweite Kind. Zu dem Zeitpunkt habe ich fast 30 kg zu genommen und hatte seit jeher damit zu kämpfen. Ich bekam Wassereinlagerungen und zu guter letzt Lymphödeme. Ich hatte während der Schwangerschaften auch starke Probleme mit meinem Hüftknochen bzw. Kreuzdarmbeingelenk.
Mit 25 habe ich die Mirena Spirale eingesetzt bekommen, da ich auf die 3-monats Spritze mit Migräne reagiert habe. Die Spirale hatte ich auch die ganzen 5 Jahre. Stimmungsschwankungen, Ödeme und Zysten haben mich in den ganzen 5 Jahren begleitet.
Meine Schmerzen im Fuss sind regelmässig zum Herbst und wenn ich unter sehr großen Stress stand, wieder aufgetreten. 2013 bin ich nochmal zu einer bekannten Herz-Kreislauf Klinik gefahren, die haben auch nur das selbe festgestellt – mit Dopplersono und MRT – es bildet sich ein Rückstau im Fuss und die Knochen werden auseinander gedrückt. Daraufhin hat man mich zu einem Spezialisten in Hamburg geschickt, der wollte mir meine Adern im Fuss veröden bzw ziehen. Ich habe das nur nicht machen lassen, weil ich 10 Sitzungen gebraucht hätte und jede von denen hätte mich an die 100€ gekostet – selbsttragend. Leider nicht von der Krankenkasse gedeckt, selbst nicht mit meiner Vorgeschichte. Keiner der Ärzte kam mal auf die Idee mein Bein zu kontrollieren.
Dann kam das Jahr 2016…ich habe zu dem Zeitpunkt regelmässig Sport im Fitnessstudio getrieben und hatte ein Pflegepferd. Ich nahm den Nuva Ring – da ich die Pille nicht mehr haben wollte (kann auch heute noch schlecht Tabletten schlucken). Man sagte mir, dass der Nuva Ring recht neu auf dem Markt sei und von der Verträglichkeit sehr gut ist. Da ich verhüten wollte und ich einfach die Pille nicht mehr wollte, habe ich den Ring ausprobiert. Meine Frauenärztin war dazu noch spezialisiert auf Hormone. Da kann man denken, dass man dem Wissen vertrauen schenken darf und die Ärztin weiss was sie tut.
Januar 2016 war ich mit einem Bekannten in Hamburg Freunde besuchen und wollten eine kleine Sightseeing Tour machen. Nach 3 Stunden spazieren gehen, merkte ich, dass meine Kniegelenke und Beine angeschwollen sind. Ich konnte kaum laufen, geschweige mich drehen oder wenden. Die Schmerzen wurden so stark, dass der Bekannte mich zum Auto tragen musste. So was hatte ich noch nie erlebt gehabt. Tag darauf bin ich zum Arzt und hatte ihm das erzählt. Er stellte eine Verspannung fest und eine Entzündung im Knie. Habe eine Salbe erhalten und Schmerzmittel. Wurde für 1 Woche krank geschrieben und das wars. Die Schmerzen gingen irgendwann weg, aber eine Einschränkung blieb.
Mai 2016 klagte ich über Schmerzen im linken Bein und konnte mich nicht mal hinhocken. Ich habe ein Foto von oben gemacht, weil ich gemerkt habe, dass das linke Bein angeschwollen war. Habe mir aber nichts dabei gedacht – Fehler!
Juni 2016, ein Montag, ich fuhr zur Arbeit und mir ging es an dem Tag schon nicht gut. Schwindelgefühle, Kurzatmigkeit und Schmerzen in der Brust. Ich nahme eine Ibu 800 und fuhr zur Mittagspause nach Hause.
Meine Kolleginnen hatten sich Sorgen gemacht, weil ich wohl sehr schlecht aussah. Ich habe mir aber nichts dabei gedacht, nur, dass ich mir wieder einen Brustwirbel beim Sport ausgerenkt habe. Passiert bei mir mal öfters mal, daher wollte ich, dass meine Tochter mich wieder einrenkt. Hat alles nichts geholfen, die Schmerzen in der Brust blieben.
Zum Abend hin, habe ich mir ein Wärmekissen gemacht und den zwischen meinem Rücken und Stuhl gelegt. Durch das pressen und die Wärme ging das eine Zeitlang gut. Nur dann musste ich mich nach vorne bücken und das Kissen rutschte runter.
Dann kam die Atemnot und Schmerzen – mit einem Schlag. Ich konnte nichts mehr und war alleine zu Hause. Meine Tochter war bei einer Freundin und mein Exmann unterwegs. Ich rief ihn an, dass er bitte schnellstmöglich vorbei kommen muss, um mich ins Krankenhaus zu bringen. Er war am meckern, dass ich keinen Krankenwagen gerufen habe, fuhr mich aber dennoch. Wir haben über 20 min gerbaucht, von der Haustür zum Auto (Wegstrecke 1min) Jeder Schritt, jede Bewegung tat grausam weh, die Luft wurde immer weniger.
Endlich in der Notaufnahme angekommen, musste ich fast eine Stunde warten, bis ich endlich behandelt worden bin. Ich habe bis dato immer noch keine Luft bekommen und das halbe Krankenhaus zusammen gestöhnt und geschriehen. Als ich dran kam, machte man mit mir kleine Test, nahm Blut ab und vertröstete mich wieder. Mein Blutzuckerwert war zu dem Zeitpunkt bei 180mg/dl.
Nach einer weiteren halben Stunde kam ich endlich dran. Man hat versucht mich zu Sonografieren aber ich konnte mich nicht auf die rechte Seite legen. Ich bekam einen Venenzugang und Schmerzmittel. Bis auf einen leichten Winklerguss und erhöhte Nierenwerte, konnte man nichts feststellen. Man sagte mir, ich hätte eine Nierenbeckenentzündung. Ich sollte eine Nacht da bleiben. Wenn ich eines in meinem Leben selten, super selten hatte, dann eine Blasenentzündung – geschweige eine Nierenbeckenentzünung.
Ich war sehr skeptisch und äusserte das auch. Man sagte mir, eine Nierenbeckenentzünung kann auch unerkannt bleiben und urplötzlich ausbrechen. Ich glaubte das immer noch nicht, ich blieb aber im Krankenhaus.
Meine Atemnot war immer noch da, nur meine Schmerzen wurden ein wenig besser.
In der Nacht allerdings, wurden diese stärker. So stark, dass ich gefühlt in 10 min Takt die Schwester rief. Die war irgendwann mit mir so überfordert und genervt, dass man mir nur noch sagte, das man mir nicht mehr Morphium geben kann. Ich habe mich auch schon übergeben gehabt. Ich hätte ja „nur“ eine Nierenbeckenentzündung und sollte mich ein wenig am Riemen reissen.
Ich habe weder geschlafen, noch sitzen und liegen können..aber ich habe die Nacht überlebt. In der Sonografie sagte der Arzt zu mir, es gab eine 23% Chance das man überlebt. Ich hatte Glück und war in den 23%.
Um 10Uhr wurde ich zu Sonografie geschickt und musste dort auch noch eine Stunde warten, bis ich dran kam.
Der Arzt hat keine 2 min gebraucht, um zu erkennen, dass ich eine rechtsseitige Lungenembolie und linksseitige Oberschenkelthrombose habe. Der hat die Abteilung strammstehen lassen. Das Donnerwetter hat man sehr weit und laut gehört. Ich kam sofort auf die Intensiv und wurde behandelt.
Ich wurde, auf Wunsch, früher entlassen und lag somit „nur“ 5 Tage im Krankenhaus. Was anbetracht die Härte des Falles, viel zu kurz war.
Wie geht es mir heute damit:
Mir geht es heute gesundheitlich nur bedingt besser. Ich bin sehr viel und oft krank. Mein Immunsystem ist nicht das Beste, obwohl ich viel Sport treibe und mich draussen aufhalte.
Ich muss leider lebenslang Eliquis nehmen, da die Gefahr eines Rückschlages, sehr hoch ist. Bis heute können die Ärzte auch noch nicht klären, ob das genetisch bedingt ist oder, wie ich Entlassungsbericht, durch das Kontrazeptiva ausgelöst bzw. getriggert wurde. Die Ärzte streiten sich bis heute darüber und schieben sich gegenseitig die Schuld in die Schuhe.
Ich hoffe, dass bald eine Lösung und ein Gentest zur Vorsorge vorgeschrieben wird. Meine Tochter darf auf Grund dessen, auch keine Hormone zu sich nehmen. Sie ist auch noch in Behandlung und muss gestestet werden. Bei mir steht der Test Anfang März an, nach fast 2 Jahren. Eines weiss ich, Hormone darf ich nicht mehr zu mir nehmen und meine Tochter ggf auch nicht. Ich bekomme Bauchschmerzen, wenn ich dran denken, dass meine Tochter die Pille nimmt. Es sind Medikamente und sollten auch so behandelt werden. Dazu sollten die Ärzte einfach besser geschult werden, so das die auf solche Situationen vorbereitet sind. Noch heute jage ich jedem Arzt eine Gänsehaut ein, wenn er mein Bericht liest und meine Erfahrung hört. Ich darf mir ständig anhören, dass ich froh sein kann, dass ich noch Lebe. Es kostet Leben.