Pille: | Diane 35 |
Wirkstoff: |
2 mg Cyproteronacetat, 0,035 mg Ethinylestradiol |
Einnahmedauer: | 11 Jahre |
Symptome: | ständige Wadenkrämpfe, nur links in dem betroffenen Bein, mit anschließendem Druckschmerz vorher häufige Kreislaufprobleme, öfter Engegefühl in der Brust (wurde alles aufs Übergewicht geschoben) allgemeines Unwohlsein |
Diagnostiziert: | Tiefe Beinvenenthrombose / 2x Wade links |
Raucher: | Nein |
Übergewicht: | Ja |
Mein Erfahrungsbericht:
Ich habe die Diane 35 mit 17 Jahren von einer Frauenärztin bekommen, es sollte eine Kombi aus Akne-Therapie und Verhütung sein. Dabei hatte ich nie viele Pickel, nur ab und zu mal. Aber mit 17 denkt man sich nichts dabei und vertraut den Ärzten. Jahrelang hatte ich Kreislaufprobleme, öfter ein Engegefühl in der Brust, häufig Muskelkrämpfe und allgemeines Unwohlsein, so wie man sich kurz vor dem Ausbruch einer Erkältung fühlt. Schlapp, müde, Muskelschmerzen, eben einfach nicht normal. Keinen Arzt hat das interessiert, es hieß immer sie wiegen zu viel, nehmen sie ab, dann gibt sich das. So ging das über Jahre, die Frauenärzte (habe im Laufe der Jahre mehrfach gewechselt) meinten alle es könne nicht an der Diane liegen, ich wollte oft die Pille wechseln, davon wurde mir aber abgeraten. Wenn ich diese vertrage, sollte ich nicht wechseln und meine Probleme kämen ja eh vom Übergewicht (ich hatte damals so zwischen 95 und 100 kg bei 170 cm Körpergröße, habe aber auch Sport getrieben, also keine Couch-Potato).
2004 kam dann nach einem recht heftigen Wadenkrampf tagsüber die Diagnose tiefe Beinvenenthrombose. Auch für diese Diagnose musste ich kämpfen, man behauptete beim Durchgangsarzt ich hätte mich vertreten und wenn es das nicht war dann brauche ich Einlagen wegen meines Gewichtes, das würde den Gang verändern und daher kämen auch die Krämpfe. Erst als ich auf eine massive Umfangsvermehrung der linken Wade hinwies wurde man „wach“. Ruckzuck ab ins Krankenhaus und zack hatte ich meinen Verdacht bestätigt. Pille wurde sofort abgesetzt, ich bekam erst Spritzen zur Blutverdünnung und wurde dann für 3 Monate auf Marcumar eingestellt. Eine Gerinnungsanalyse erfolgte nicht, man schob die Thrombose auf mein Gewicht.
Nach 6-7 Jahren ohne Pille war ich das Verhütungstheater leid (bin verheiratet, wir wollten aber keine Kinder) und ich ging zum Frauenarzt wegen einer eventuellen Sterilisation. Davon riet er ab, eine Vollnarkose nach einer Thrombose sei zu gefährlich, ich sollte lieber wieder die Pille nehmen. Da ich ja die Diane 35 vertragen hatte verschrieb er mir diese wieder. Eigentlich wollte ich ja eine andere, davon riet er aber ab.
Prompt, 2,5 Monate nachdem ich mit der Einnahme der Diane 35 begonnen hatte kamen die Probleme mit der linken Wade wieder. Ich wusste anhand der Schmerzen sofort das da wieder eine Thrombose vorliegt. Gleiches Prozedere wie beim ersten Mal, und Bingo, ich hatte Recht. Dieses Mal gabs Marcumar für 6 Monate, aber wieder keine Gerinnungsanalyse. Dafür aber einen schicken Strumpf bis hoch zum Po, den müsste ich nun lebenslang tragen. Meinen Sport konnte ich wegen den Blutverdünnungsmedikamenten auch erst einmal knicken (Mountainbiken und Kampfsport). Nach etlichen Hausarztwechseln habe ich dann jemand gefunden der endlich mal eine Gerinnungsanalyse in Auftrag gibt, schließlich wollte ich so etwas kein drittes Mal durchmachen. Lebenslang Marcumar wollte ich auf keinen Fall, außerdem: wer weiß wo das Gerinnsel das nächste Mal auftaucht. Diese wurde auch in einem Krankenhaus gemacht, heraus kam nichts. Eine Gerinnungsstörung hatte ich also nicht.
Der Spezialist schlug die Hände über dem Kopf zusammen als er hörte ich hätte die Diane 35 genommen, er nannte sie „Killerpille“ und gab mir noch den Tipp, mich mal auf Hashimoto Thyreoiditis testen zu lassen, er hatte schon oft Frauen mit genau meinem Krankheitsbild und da hatten viele Hashimoto. Das wäre in Kombination mit der Pille fast Selbstmord auf Raten. Außerdem wäre das ein Grund warum ich Übergewicht mit mir rumschleppe trotz gesunder Ernährung (meistens jedenfalls) und Sport. Gesagt, getan. Der Tipp war goldrichtig, ein paar Monate später war klar ich habe diese Autoimmunerkrankung. Der Verdacht entstand schon beim großen Blutbild beim Hausarzt, der Radiologe bestätigte es dann. Das hätte man schon Jahre vorher testen können, aber irgendwie wollte man mich ja nicht ernst nehmen.
Wie geht es mir heute damit:
Heute weiß ich das ich riesiges Glück hatte. Die zweite Thrombose war so schlimm. Wenn das riesige Gerinnsel sich woanders gebildet hätte (Kopf o.ä.) dann gäbe es mich nicht mehr. Bisher geht es mir wirklich gut im Vergleich zu anderen Leidensgenossinnen und das weiß ich sehr zu schätzen. Ich nehme absolut keine hormonellen Verhütungsmittel mehr, seit dem geht es mir auch wieder besser. Ich nehme auch kein Marcumar mehr, trage nur dann meinen Strumpf wenn ich merke das das Bein wieder etwas angeschwollen ist oder wir auf dem Weg in den Urlaub sind und ich lange sitzen muss.
Was mir oft Probleme bereitet hat sind die Krampfadern im linken Bein, die ich durch die Thrombosen bekommen habe. Eine OP wird aber wegen der Thrombosen und der Vollnarkose nicht empfohlen (will ich auch selbst nicht), ich nehme seit 3 Jahren auf eigene Kosten Venenstärkungspräparate aus der Apotheke, dies wurde mir von mehreren Ärzten empfohlen und hilft auch gut. Das erspart mir u.a. das dauerhafte Strumpftragen und meine Krampfaderbeschwerden haben deutlich nachgelassen. Einziger Nachteil ist eben es wird nichts dergleichen verschrieben, dies muss alles selbst gekauft werden. Meinen Sport betreibe ich weiterhin, zumindest das Mountainbiken.
Mein Vertrauen in viele Ärzte ist dahin, ich hinterfrage inzwischen alles und informiere mich genau. Das hat im Laufe der letzten Jahre schon zu etlichen Diskussionen und Rauswürfen aus verschiedenen Arztpraxen geführt, das ist es mir aber wert.